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Wartesemester sinnvoll nutzen

Du hast von Hochschulstart einen Ablehnungsbescheid für ein Zahnmedizinstudium erhalten? Es mag ein schwacher Trost sein, aber damit geht es dir wie ca 4.800 anderen Bewerbern, die abgelehnt wurden – auf jeden der gut 1.500 Studienplätze zum Wintersemester kommen etwa vier Bewerber.

Aber wie so oft macht sich Geduld auch hier bezahlt: Im Wintersemester 2015/16 mussten Bewerber mit einer Abiturnote von 3,0 oder besser 12 Wartesemester verstreichen lassen, um die Zulassung zum Zahnmedizinstudium zu erhalten1

Mit Wartesemestern zum Wunschstudium

Auch, wenn es schwerfällt: Versucht, das Glas nicht halbleer, sondern halbvoll zu sehen. So könnt ihr die Wartesemester bis zum Studienstart durchaus dafür nutzen, um euch fachlich, persönlich oder sowohl als auch weiterzuentwickeln, euch auf das Berufsleben als Zahnmediziner vorzubereiten und nebenbei eure Chance auf einen Studienplatz in der Zahnmedizin zu verbessern.

Fachspezifische Ausbildung

Das Zahnmedizinstudium ist fachlich sehr anspruchsvoll. In einigen Kursen schaffen 20–50 % der Studierenden2 Klausuren, Testate oder Prüfungen nicht. Eure Wartesemester könnt ihr sowohl dafür nutzen, um den Beruf des Zahnarztes gut kennenzulernen – z.B. durch Praktika in zahnärztlichen Praxen – und natürlich auch, um euch fachlich bereits auf das Studium vorzubereiten. So wird euch eine Ausbildung zum Zahntechniker nicht nur während der ersten Semester, in denen ihr mit eurem Vorwissen in Chemie und dem Technischen Kurs der Propädeutik glänzen könnt, sehr nützlich sein. Sich in Zahntechnik gut auszukennen, hilft euch auch später in der vielleicht eigenen Praxis: Zum einen könnt ihr kleinere Arbeiten einfach selbst erledigen, zum anderen wird die Verständigung mit dem Zahntechniker um einiges erleichtert, wenn ihr dessen Handwerk ebenfalls beherrscht. Darüber hinaus ist die Zahntechnik ein sehr spannender Beruf, den zu erlernen in jedem Fall ein Gewinn ist.

Wer so früh wie möglich direkt am Patienten arbeiten und die Abläufe in der Zahnarztpraxis gut kennenlernen möchte, kann eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten absolvieren. Auch Männer sind in diesem Beruf gern gesehen! Als Stuhlassistenz könnt ihr euch viel medizinisches Wissen aneignen. In der Verwaltung lernt ihr, welche betriebswirtschaftlichen Grundlagen für die erfolgreiche Praxisführung notwendig sind – ein Wissen, das ihr im Studium in dieser Breite nicht erlernen werdet und das unverzichtbar ist, wenn ihr später den Weg in die Freiberuflichkeit gehen möchtet. Gleichzeitig könnt ihr euch bei der praktischen Tätigkeit in der Praxis in eurem Berufswunsch als Zahnmediziner bestätigen.

Ein weiterer, wesentlicher Vorteil einer fachspezifischen Ausbildung: An den Unis Erlangen-Nürnberg, Freiburg, Gießen, Göttingen, Greifswald, Halle, Heidelberg, Jena, München, Regensburg, Tübingen, Ulm oder Würzburg wird eine fachspezifische Ausbildung im zahnmedizinischen Bereich mit einem zum Teil erheblichen Bonus auf die Abi-Durchschnittsnote oder einer anderweiten besonderen Berücksichtigung im hochschuleigenen Auswahlverfahren belohnt, was euch dem Studienplatz an diesen Unis ein großes Stückchen näher bringt.

Fachfremde Ausbildung

Zahnmedizin ist genau das, was ihr wollt – aber eigentlich habt ihr auch schon immer mit einem Dasein als Tischler, Tierpfleger oder Steuerfachangestellter geliebäugelt? Dann probiert es doch einfach aus und verbindet das für euch Angenehme mit dem Nützlichen. Eine fachfremde Ausbildung in einem Bereich, der euch schon immer interessiert hat, ist keine verschwendete Zeit, sondern bringt Wartesemester.

Tests, Preise, Leistungskurse

Der TMS-Test, der HAM-Tests, besonders gute Einzelnoten in bestimmten Abi-Fächern oder eine Platzierung bei Preisen wie „Jugend forscht“ bringt euch bei den Auswahlkriterien einiger Hochschulen ein ganzes Stück nach vorn.

Hier erfahrt ihr, mit welchen Leistungen über die Abi-Durchschnittsnote hinaus ihr an den einzelnen Hochschulen zusätzlich punkten könnt: 

Bundesfreiwilligendienst

Sie werden in Einrichtungen, in denen mit dem Wegfall der Zivis viele helfende Hände fehlen, liebevoll „Buftis“ genannt: Bundesfreiwillige agieren in Sportvereinen, sozialen Einrichtungen oder ökologischen Projekten irgendwo zwischen Ehrenamt und bezahltem Praktikum dort, wo jede Unterstützung dringend benötigt und dankbar angenommen wird. Mehr als das Taschengeld, das für einen Bufti maximal 381,- Euro monatlich beträgt (Stand 2017)3, entlohnt hier das unbezahlbare Gefühl, sich für das Allgemeinwohl zu engagieren.

Auch die Teilnahme an Freiwilligendiensten wirkt sich an einigen Unis positiv auf die Zulassung zum Zahnmedizinstudium aus.

Link zur Webseite der Bundesfreiwilligen

Ausland, Au Pair, Work & Travel

Zahnmedizin zu studieren bedeutet lernen, lernen, lernen – und das nicht nur in der Vorlesungszeit. Die sogenannten Semesterferien werden gern für Klausuren, Prüfungen oder Ferienkurse genutzt. Auch die Assistenzzeit und der Beruf als Zahnmediziner sind nicht gerade für viel Freizeit bekannt.

Wenn ihr also Fernweh verspürt und ohnehin noch ein paar Semester auf euren Studienplatz warten müsst, dann raus aus Deutschland, Erfahrungen, Sprachkenntnisse und Kontakte sammeln und das ganze noch als Wartesemester anrechnen lassen! Ob Au Pair, Work & Travel, internationale Freiwilligendienste oder ein Trainee-Programm: Was auch immer ihr in dieser Zeit erlebt, werdet ihr noch euren Enkeln erzählen.

Mehr Informationen dazu:

Studienplatzklage

An den Unis nicht allzu beliebt, teuer, aber effektiv: Die Studienplatzklage. Wenn ihr es partout nicht erwarten könnt, mit eurem Studium zu starten, kann sie eure Eintrittskarte in die Zahnmedizin sein. Mehr dazu erfahrt ihr hier:

Mehr Infos zur Studienplatzklage

Stand: 05.08.2015, aktualisiert 02/2017

Autorin: Kristin Jahn


Quellennachweise
  1. dentalmagazin.de
  2. Ergebnis einer nicht-repräsentativen Umfrage der Fachschaft Göttingen unter anderen zahnmedizinischen Fachschaften anlässlich der Winter-BuFaTa 2013
  3. bundesfreiwilligendienst.de