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Zahniportal-Blog

Das 1. Semester, der 1. Erfolg, der 1. Dämpfer

TPK, Chemie - Ich denke an den meisten Unis fängt so das erste Semester für Zahnmedizinstudenten an. Hört sich ja auf den ersten Blick gar nicht mal so spektakulär an. Auf den zweiten Blick - ich bin ja schon im 6. Semester - ist es das auch nicht, aber damals sah die Lage anders aus.

 

Es war alles neu und ich wusste nicht wie ich mich organisieren soll und zudem habe ich das Ausmaß des Lernens einfach unterschätzt. Ich habe ja 3 Jahre eine Ausbildung zum OTA gemacht. Klar musste ich auch da lernen und mich für Prüfungen vorbereiten, aber ich hatte damals keinerlei Probleme damit. Es lief wunderbar so wie auch in der Schule schon. Drei bis vier Tage vor Prüfungen vorbereiten und schon war die Sache gegessen. Wer kennt das nicht aus seiner Schulzeit?! Für mich reichte in der Ausbildung ein bisschen lernen; es reichte, dass ich verstand was ich da mache. Großes Auswendiglernen und stumpfes Aufsagen waren in der Ausbildung einfach nicht nötig. Vieles wurde einem auch auf praktischem Wege einfach klar. Ich verließ mit Bestnoten die Ausbildung und ging danach direkt an einem Krankenhaus arbeiten.

 

In diesem Jahr, in dem ich gearbeitet hatte, genoss ich natürlich mein erarbeitetes Geld, genoss das Leben. Ich habe, bis auf ein paar Dan Brown Schmöker oder mal ein Prospekt für eine neues Operations-System, keine Bücher mehr in die Hand genommen. Und so war es im ersten Semester auch eine kleine Überwindung im Fach Chemie, dieses Monster von „Mortimer“ in meine Hände zu nehmen.

 

Gewohnt, wie ich es von den letzten Jahren war, las ich in dem Lehrbuch. Ich bereitete die langweiligen Chemie-Praktika vor, meistens eher halbherzig, so dass ich mitreden konnte und einigermaßen wusste was ich zu tun habe. Einen Sinn in dem Chemie-Praktikum habe ich aber nicht gesehen. Retrospektiv, sehe ich auch jetzt keinen Sinn im Chemie-Praktikum, schon gar nicht was den ersten anorganischen Teil angeht. Oder habt ihr noch irgendwann mal einen Stoff in die Flamme gehalten und euch darüber gefreut, dass die Flammenfärbung violett ist und somit ein Bestandteil des Stoffs Kalium sein muss?

 

Ich möchte nicht sagen, dass Chemie nicht wichtig und essenziell für die weiteren Semester und Fächer ist, das auf gar keinen Fall, aber es wird auch auf vielen Dingen in der Chemie herum geritten, die später für uns keine Bedeutung mehr haben. Den Fehler, den ich damals gemacht habe, war, dass ich genau das unterschätzt habe. Ich habe mich mit den Sachen befasst, beim Lesen auch verstanden worum es geht. Ich habe aber nichts auswendig gelernt. Keine Strukturformeln, keine Definitionen, bruchstückhaft Rechenformeln gelernt, und so bin ich dann im ersten Chemie-Testat hochkant durchgefallen. Ab dem Moment war mir klar, dass ich einfach falsch an die Sache heran getreten bin. Ich fing an mehr zu lernen, diesmal auch auswendig und mir Sachen einzuprägen. Dadurch, dass ich aber das anorganische Testat am Semesterende nachschreiben musste und dazu noch das organische Testat kam, wuchs mir der Lernstoff über den Kopf. Ich konnte es nicht mehr bewältigen und so habe ich im 1. Semester Chemie nicht geschafft. Ärgerlicherweise fehlte auch nur 1 Punkt zum Schein. Ich war sehr enttäuscht, dass ich gerade im ersten Semester schon versagt hatte und hätte ich nicht noch TPK als Kurs gehabt, hätte ich damals vielleicht schon gesagt, dass ich mich mit meinem Studienvorhaben übernommen habe.

 

Ah ja, TPK – Technischer Propädeutik-Kurs. Wenn ihr glaubt, dass ihr einfach zu den Chemie-Vorlesungen gehen könnt, den ganzen Tag Zeit habt um Chemie zu lernen und euch auf die Prüfungen vorbereiten könnt, ja dann habt ihr euch geschnitten. Denn Lernen und Vorbereiten für Chemie läuft nebenher und nicht in erster Linie!

 

Ich hatte von Montag bis Freitag von 9 Uhr – 17 Uhr TPK-Kurszeit. Nebenher liefen natürlich die Vorlesung für Werkstoffkunde und den TPK-Kurs in dieser Zeit. Chemievorlesung war übrigens um 10 Uhr und wenn man diese besuchen wollte, hatte man quasi den Vormittag dafür geopfert und konnte in der Zeit nicht an den TPK-Aufgaben arbeiten. Das hat natürlich niemand gemacht. Bei mir hieß es: 8:30-17 Uhr TPK in der Zahnklinik, nach Hause fahren, 19Uhr -23Uhr Chemie lernen, bzw. das Chemie-Praktikum vorbereiten. Ich beneide die Leute die um 19Uhr, nach einem ganzen Tag in der Zahnklinik, noch die Konzentration aufbringen konnten, vernünftig Chemie zu lernen. Mir fiel es extrem schwer, was wie oben beschrieben das Endergebnis war.

 

TPK machte mir aber Spaß! Auch da waren manche Aufgaben nervig (Klammerbiegen!) und manchmal hatte man auch Frust, weil bestimmte Dinge nicht klappten, aber mir machten die handwerklichen Aufgaben sehr viel Spaß. Zudem war unser Professor einfach der Knaller.

 

Im TPK zeigt sich ob ihr handwerklich geschickt seid. Und für einige endete auch hier schon das Studium, da sie oder der Prof. merkten, dass es einfach handwerklich nicht klappt. In unserem total überfüllten Kurs (Wir waren 94 Studenten auf eigentlich nur 60 Arbeitsplätzen) fielen aber nur eine Hand voll Studenten durch, weil sie ihre Testate gar nicht oder „nicht genügend“ abliefern konnten. Es lag an unserem Professor, der zu vielen Studenten auch gnädig gewesen ist, vielleicht auch zu gnädig, aber darauf komm ich in einem anderen Beitrag. Ich persönlich hatte gar keine Probleme meine Arbeiten abzugeben und hatte auch kein einziges negatives Testat in dem Kurs. Dieses sehr positive Abschneiden in dem Kurs, hatte auch dazu geführt, dass ich nicht ganz meinen Kopf hängen lassen hab nach der Pleite in Chemie.

 

Auch hatte ich mich dann an die Einführung ins erste Semester erinnert, in der ein schon fortgeschrittener Student sagte: „Erwartet nicht, dass ihr alles im ersten Versuch besteht. Das schaffen nur wenige von euch. Bleibt am Ball und lasst euch von einer Niederlage nicht sofort entmutigen“. Ich hielt mich daran.

 

Übrigens mal die Durchfallquoten in meinem 1. Semester für die Zahnmediziner sahen ungefähr so aus:

 

TPK: etwa 5%

 

Chemie:

  1. (anorganisches) Testat : etwa 65%
  2. (organisches) Testat: etwa 60%
  3. Testat (Nachschreibeklausur): etwa 70%

Die Durchfallquoten sind natürlich nur ein Beispiel in meinem Fall. Dies variiert drastisch von Uni zu Uni.

 

Ich kann euch nur folgendes auf den Weg geben:

  1. Fangt sofort am Anfang des Semesters mit dem Lernen an. Lernen bedeutet wirklich nicht nur lesen und verstehen. Verstehen ist super, aber ihr müsst Strukturformeln, Rechenformeln und Zusammenhänge auswendig lernen!
  2. Übt für die Testate in TPK auch zuhause und am Wochenende!

Für Chemie empfehle ich euch „Das Basiswissen der Chemie“ von Charles E. Mortimer für den anorganischen Teil der Chemie.

Für den organischen Teil empfehle ich euch „Organische Chemie“ von Harold Hart.

Das sind zwei ganz dicke Lehrbücher, die aber meiner Meinung nach sehr gut sind. Ihr werdet (vor allem im Mortimer) nicht alles brauchen, aber es steht definitiv alles drin was in den Prüfungen abgefragt werden kann und noch etwas darüber hinaus. Der „Hart“ ist meiner Meinung nach das beste Buch für organische Chemie. Ich habe damit für meinen zweiten Anlauf in Chemie gelernt und auch die mündliche Prüfung damit bestritten – mit großen Erfolg.

So, das war es fürs erste. Meine Erfahrungen aus den weiteren Kursen folgen in Kürze. Ihr könnt euch schon über viele neue Tipps freuen.

 

Welche Erfahrungen habt ihr denn mit Chemie im ersten Semester gemacht? Hat euch der Lernstoff auch überwältigt? Ich bin gespannt auf eure Eindrücke!

 

LG, Pierre