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Beeinträchtigungen bei Studierenden fast immer unsichtbar

Bild: Bigstockphoto / JacobLund

Nur bei 4 % der Studierenden mit Beeinträchtigungen sind diese auf Anhieb wahrnehmbar. „beeinträchtigt studieren - best2“: Neue Studie des Deutschen Studentenwerks (DSW) und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). DSW-Präsident Rolf-Dieter Postlep: „Lehrende müssen für Studierende mit nicht-wahrnehmbaren Beeinträchtigungen sensibilisiert werden“

11 % der Studierenden haben eine studienrelevante Beeinträchtigung. Nur bei 4 % von ihnen ist die gesundheitliche Beeinträchtigung auf Anhieb wahrnehmbar. Das heißt im Umkehrschluss: Die große Mehrheit der Studierenden mit Beeinträchtigungen bleibt unerkannt, wenn sie es will. Dies geht aus einer heute in Berlin veröffentlichten Studie des Deutschen Studentenwerks (DSW) und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschafts­forschung (DZHW) hervor, für welche rund 21.000 Studierende mit studienrelevanten Beeinträchtigungen von 153 Hochschulen online befragt wurden.

Nichtsichtbarkeit der Beeinträchtigung: Das trifft vor allem auf die Gruppe der Studierenden mit psychischen Erkrankungen zu, mit chronisch-somatischen Erkrankungen und Teilleistungsstörungen, wie beispielsweise Legasthenie. Aber auch Studierende mit Mehrfachbeeinträchtigungen, mit Sinnes- und Bewegungsbeeinträchtigungen können dazugehören.

„Die Herausforderung ist, erkennen zu lernen, was nicht ohne Weiteres zu erkennen ist“, formuliert Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep, der Präsident des Deutschen Studentenwerks, mit Blick auf diese Studierenden.

Wie die neue Studie „beeinträchtigt studieren – best2“ zeigt, geben Studierende mit nicht-wahrnehmbaren Beeinträchtigungen besonders häufig Studienschwierigkeiten an. Aber gerade sie verzichten oft auf erforderliche Nachteilsausgleiche im Studium oder bei Prüfungen, obwohl sie ihnen rechtlich zustehen. Vielen ist nicht bewusst, dass sie anspruchsberechtigt sind. Ein großer Teil lehnt eine „Sonderbehandlung“ ab oder die Studierenden wollen nicht, dass ihre Beeinträchtigung bekannt wird.  

Die Angst vor Ablehnung oder Stigmatisierung erschwert zugleich besonders häufig die Kommunikation und Kontaktaufnahme mit Lehren­den, mit Studierenden oder dem Verwaltungspersonal. Daraus entstehen neue Probleme bei der Studiendurchführung.  

„Wenn sich Studierende davor fürchten, ihre Beeinträchtigung in der Hochschule zu offenbaren, sind wir noch weit entfernt von einer inklusiven Hochschule“, folgert Rolf-Dieter Postlep. „Lehrende müssen stärker für die Belange von Studierenden mit nicht-wahrnehmbaren Beeinträchtigungen sensibilisiert werden.“

Hintergrund: „best2“

Die Studie „beeinträchtigt studieren – best2“ wurde vom Deutschen Studentenwerk gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Höhere Studien in Wien (IHS) durchgeführt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat „best2“ gefördert. Rund 21.000 Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen von 153 Hochschulen nahmen im Wintersemester 2016/2017 an der Online-Befragung teil. Es ist die einzige bundesweit repräsentative Befragung der Gruppe der beeinträchtigten Studierenden.

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