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Zahniportal-Blog

Auf den Mund geschaut: Der tödliche Bluetooth?

Geschätzte Leser,

unter normalen Umständen würde dieser Tage der neue, von niemandem wirklich heiß erwartete 007-Film „Keine Zeit zu sterben“ in den Kinos laufen. Tatsächlich ist es aber wohl gerade doch leider ganz gut „Zeit zu sterben“, und der Film wurde in den ohnehin schon genug deprimierenden November verlegt. Die schlechten Nachrichten mehren sich sekündlich!

Anlass genug, sich mal zahnmedizinisch mit Bond auseinanderzusetzen. Und nein, leider geht es in diesem Post nicht um den beeindruckenden Zahnersatz des hünenhaften „Eisenbeißers“ aus den 1970ern, sondern um den Ex-MI6-Agenten Raoul Silva, gespielt vom ähnlichen hünenhaften Javer Bardem in „007 - Skyfall“ (2012).

Der Filmbösewicht präsentiert während eines Verhörs ganz stolz seine Epithese (einer Prothese, die v.a. dem ästhetischen Ausgleich auffallender körperlicher Defekte dient), welche er tragen muss, seit er im loyalen Dienste des MI6 eine Suizidpille intraoral aktivierte. Angeblich habe ihm diese fast den gesamten Kiefer und sämtliche Zähne weggeätzt. Er trug diese vorher in einem „linken Molaren“. Die Kapsel versagte allerdings, denn er starb nicht – er „verbrannte innerlich“ und das Leben klammerte sich an ihn "wie eine Krankheit“. Naja, so sieht er jetzt immerhin aus wie ein echter Engländer!

Aber da haben es sich die Autoren leider in zwei Punkten etwas zu leicht gemacht:

Nummer 1: Blausäure sorgt nicht für schwerwiegende Verätzungen.

Auch wenn „Säure“ im Namen steckt, ist es sogar weniger saurer als gemeine Zitronensäure. Sprich, Blausäure zerfrisst keinen halben Gesichtsschädel. Stattdessen blockiert es die Zellatmung und führt „lediglich“ via innerer Erstickung zu einem zügigen, kompletten Organversagen. Aber hey, immerhin bleiben die Zähne intakt – und nur das zählt für uns Zahnis!

Nummer 2: Es gibt keine "Zyankali-Zähne".

Es gibt keinen einzigen nachweisbaren Fall, in dem das Gift jemals in einem Zahn selbst getragen wurde. Selbst als diese sog. „L-Pill“ (L für „lethal“) die Lieblingsnascherei inhaftierter Nazis wurde (wie Himmler und Göring), war diese stets in zahnloser Pillenform. Denn die Dosis musste mindestens erbsengroß sein und war so nicht ohne weiteres in einen bestehenden Molaren oder in einen Ersatzzahn mit zuverlässigem (!) Aktivierungsmechanismus integrierbar. Stattdessen behalf man sich in der Welt der Spionage mit anderen Trägern wie Brillenrahmen, Kugelschreibern, oder Halsketten.

Die Idee ist im Ansatz auch schon wahnsinnig bescheuert: Wenn ein Agent hinter feindlichen Linien von der Infiltration mal ein kurzes Päuschen einlegend an einem Knoppers knabbert, aktiviert er aus Versehen eine Todespille und fällt mit potentiellen Informationen an sich den Feinden in die Hände. Das klingt weniger nach Bond und mehr nach Johnny English.

Mein Gott, Filme gucken macht mit mir wirklich keinen Spaß – und das ist alles, was wir gerade wirklich dürfen.

Gesunde Grüße,

Moritz