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Zahniportal-Blog

Auf den Mund geschaut: Können Wolverines Zähne nachwachsen?

Geschätzte Leser,

passend zum enttäuschenden Kinostart von "X-Men – Dark Phoenix“ soll es auch von mir einen enttäuschenden Blogpost zu diesem Thema geben. Als grantiger Comic-Film-Fan will ich dieses Mal einen kritischen Blick werfen auf den Publikumsliebling unter den X-Men: Wolverine!

Der von Hugh Jackman so brillant verkörperte Mutant zeichnet sich durch folgende Dinge ganz besonders aus: Er kann lädiertes Körpergewebe sofort regenerieren. Das ermöglichte es ihm, eine (unfreiwillige) Operation zu überleben, bei der sein Skelett mit dem härtesten Metall der Comic-Welt, Adamantium, glasiert wurde. Darüber hinaus hat er auch noch pro Handrücken drei ausfahrbare Krallen. (Wenn man das Ganze ausschreibt, wirkt es tatsächlich fast schon albern.) Mit diesen Eigenschaften überlebte Wolverine in Comics und Filmen so ziemlich jedes mechanische, chemische, oder thermische Trauma – selbst die Atombombe von Nagasaki!

Als Student der Zahnmedizin interessiert nun natürlich, ob sich diese Regenerationsfähigkeiten von Logan (so sein bürgerlicher Name) auch in seine Mundhöhle erstrecken. Kann Wolverine nach einer heftigen Rauferei mit Magneto und Co. also Zähne wieder aufkeimen lassen?

Nach einer kleinen Recherche durch kuriose Internet-Foren würde ich ganz eindeutig behaupten: JEIN!

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass zwar Unterkiefer- und Oberkieferknochen völlig mit Adamantium bedeckt sind, es aber Aussparungen geben muss an Nerven- & Gefäßaustrittsstellen, Gelenkflächen, und – ganz wichtig – den Alveolen (Zahnfächer). Sonst könnte dort ja kein Zahn über das Wurzelhaut (Desmodont) befestigt sein. Ob ein Zahn nun aber nachwächst oder nicht ist nun aber völlig abhängig von der Art des dentalen Traumas!

Fall 1: Magneto schleudert Wolverine einen Amboss in den Frontzahnbereich. Aua. Die exponierten Zahnkronen frakturieren, die Wurzeln verweilen eher gut geschützt im Adamantium-Kiefer. Hier ist eine Zahnregeneration nicht denkbar. Die für den Schmelzaufbau dringend benötigten Zellen (Adamantoblasten) lagen dem Zahn in seiner ursprünglichen Entwicklungsphase außen an, und sind mit dem Zahndurchbruch untergegangen. Die Zahnschmelzstrukturen können also nicht neu gebildet werden. Denkbar wäre es allerdings, dass die Zahnbein (Dentin) bildenden Zellen (Odontoblasten), die den Zahn von innen auskleiden, das offenstehende Zahninnere (Pulpahöhle) wieder verschließen könnten. Funktionell ist das langfristig aber keine sonderlich galante Lösung, und ästhetisch das reinste Volldebakel. Den Titel des Sexiest Man Alive (2008) kriegt Hugh Jackman mit so einer Kauleiste sicher nicht noch einmal.

Fall 2: Wolverine wird gefangengenommen und gefoltert. Seine Peiniger ziehen ihm vereinzelt Zähne. Auch aua. Durch diese forcierte Extraktion liegen nun die knöchernen Alveolen brach und füllen sich mit Blut. In dieses Koagulum sprießen mit der Zeit Kapillaren ein, und es bildet sich junges Bindegewebe (Granulationsgewebe). Das wiederum ermöglicht die lokale Knochenneubildung. Abhängig davon, wie die Regenerationskräfte von Wolverine genau aussehen, könnte hier an dieser Stelle im Kiefer ein Zahn neu gebildet werden (dafür müssten embryonale Vorläuferzellen der zahnbildenden Zellen vorliegen, bzw. geschaffen werden). Würde man Wolverine die gezogenen Zähne allerdings möglichst zeitnah wieder einsetzen, so würden sie mit großer Sicherheit aber wieder einheilen – das aber klappt sogar bei uns Nichtmutanten gelegentlich!

Ich habe Euch gewarnt, dass dieser Post enttäuschen wird!

Weise Grüße,

Euer Moritz