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Zahniportal-Blog

Blut geleckt am Schmerzpatienten

Bild: Wikipedia / Politikaner

Anfang März war ich noch auf zahnärztlicher Mission in einem internetlosen Teil Guatemalas. Als wir auf dem Rückweg der Zivilisation wieder näher kamen, machte ich etwas arg unzivilisiertes und ging auf BILD.de . Die Schlagzeilen zum neuen Corona-Virus hätten kaum dramatischer klingen können – der Weltuntergang stand wohl bevor. Ja, es wurde sogar ein Tiger in Brooklyn positiv auf Corona getestet! Wie bitte? Jetzt ist es sogar gefährlich sich Tigern ohne Mundschutz zu nähern? Es hat sich so viel verändert!

Nach fluchtartiger Rückreise erreichten uns auch schon die Neuigkeiten, dass wir für eine Weile in der Uni ohne echte Patienten arbeiten werden würden. "Zu gefährlich“, hieß es. Pah – als wären studentische Behandlungen für Patienten nicht vorher schon gefährlich gewesen!

Da ich nun Blut geleckt hatte an Patientenbehandlungen, habe ich mich schnell beworben bei einem privaten Frankfurter Zahnzentrum für die Notdienst-Assistenz. In manchen universitären Zahnkliniken (früher auch in Frankfurt) ist dies auch Pflichtteil des Studiums. Nicht zu Unrecht, denn akute Schmerzbeseitigung ist die historische Erstaufgabe jedes Mediziners. Und außerdem lernt man wahnsinnig viel in kürzester Zeit:

Von Frontzahntraumata bis hin zu Abszessinzisionen, von rezementierten Brücken bis hin zur Einleitung von Wurzelkanalbehandlungen ist alles dabei! Und die beaufsichtigenden, meist jungen Ärzte kauen gerne mit den Studenten die Fälle nochmal durch. Zudem fertigt man pro Schicht eigenhändig rund 10-20 Röntgenbilder an und wertet diese selber aus – dagegen kann der gemeine Studienalltag nicht anstinken.
Als kleinen Extrabonus bilden die Patienten das gesamte soziodemographische Spektrum ab: von verheulten, 3-jährigen Trampolintrampeln mit abgebrochenen Frontzähnen bis hin zu genau so verheulten, 50-jährigen Türstehern mit dicken Bäckchen ist alles dabei!

Also: Zahnmedizin-Studenten ist es absolut zu empfehlen sich bei einem Notdienst Eurer Region zu bewerben! Die Bezahlung ist zwar so unterirdisch wie der Eiter der meisten Schmerzpatienten, aber das Gelernte ist unbezahlbar!

Weise Grüße,
Moritz

Bild: Wikipedia / Politikaner | Attribution ShareAlike 3.0