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Zahniportal-Blog

Das Zahnmedizin-Studium von Coronas Gnaden

Geschätzte Leser,

den einen oder anderen mag es interessieren, wie ein „hands-on“- (bei Patientenbehandlungen eher „hands-in“) Studium wie das der Zahnmedizin momentan überhaupt funktionieren soll. Beginnen wir mit einem kurzen Rückblick:

Der Beginn aller Lockdown-, Abstands-, Hygiene-, Quarantäne-, Infektionsschutz-, Supermarkt-nur-mit-Korb-und-Ritterrüstung-, Küssen-nur-ohne-Zunge-und-innerhalb-der-Familie und Mundschutz-Regelungen trat weniger als einen Monat vor dem offiziellen Semesterstart Mitte April ein. Dem medialen Aufschrei nach war mit einer völlig veränderten Lebenslage für die kommenden zwei Jahre zu rechnen. In unserer Zahnklinik wurden mit den ersten Schreckensmeldungen ganz schnell die Sonden fallen gelassen und der Laden dicht gemacht, schließlich verbringen Zahnmediziner ja ihren Alltag im Auge des vermeintlich so tödlichen Aerosol-Hurricanes. Tiefer Unmut und Gerüchte, dass das Studium fürs Erste ausfallen werden, verbreiteten sich schneller als das Virus selbst. Als sich die erste Hysterie Anfang April dann langsam legte, begannen sich die ersten Stimmen der Lehrbeauftragten unserer Zahnklinik zu regen und das Sommersemester dann doch zu planen.

Trotz des winzigen Vorbereitungs-Zeitfensters von etwa zwei Wochen schafften es alle Abteilungen mit einer Verspätung von nur vier Tagen das Semester regelkonform zu starten. So groovten sich Tag für Tag Dozent für Dozent und Student für Student im Umgang mit ZOOM ein, es gab Hausaufgaben, Fallbesprechungen und vor allem eins: Optimismus, dass das schon alles irgendwie gewuppt wird. Hauptsache kein Semester verlieren!

Mit den ersten Lockerungen wurde uns dann auch unter strengen Auflagen („Vermeiden Sie versehentlichem Begegnungsverkehr in Türrahmen!“) die Möglichkeit eingeräumt, an neu installierten Phantom-Köpfen zu arbeiten. Das alles verläuft noch gelegentlich chaotisch, ist aber in Anbetracht der sich täglich ändernden Nachrichten- und Gesetzeslage sehr zu verschmerzen.

Kurz gesagt: Großen Respekt an alle, die Flexibilität und auch eine teils ungeahnte Lockerheit bewiesen haben im Sinne der Studierenden!

Mittel- bis langfristig wird sich dieser Notstand sicherlich auch Vorteile mit sich bringen: Vorlesungen, die sonst in einen hektischen Behandlungstag mit Testate-Jagd integriert waren, werden in Zukunft hoffentlich nur noch online abrufbar stattfinden. Das wiederholte Abspielen von Vorlesungen auf dem heimischen Sofa mit Nachos auf dem Schoß wird das Gelernte deutlich besser in den Köpfen der Studenten manifestieren, und am Ende profitieren davon vor allem unsere Patienten. Gut, und die Nacho-Industrie.

Jetzt beten wir also, dass wir bald wieder „hands-in“ in echten Menschen sein dürfen. Und ab nächstem Semester ist das hoffentlich wieder drin! Also, unsere Hände.

Weise Grüße,
Moritz