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Zahniportal-Blog

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und Zahnmedizin studierte.

Geschätzte Leser,

voller Dankbarkeit und Demut darf ich Euch mitteilen, dass ihr hier fortan auch Episoden aus meinem Zahnmedizin-Studium finden werdet. Was meinen Blickwinkel etwas exotischer machen dürfte: Ich bin zwar erst im 6. Semester, und trotzdem irgendwie höheren Semesters. In dieses außergewöhnliche Studium bin ich erst mit 27½ Lenzen eingestiegen. Wer jetzt mitgerechnet hat und noch fleißig meine zahntechnische Inkompetenz hinzuaddiert (ein Zusatzjahr verdanke ich meinem Todfeind, der Totalprothese), der weiß: Dieser betagte, sicherlich bettflüchtige Autor ist stolze 31 Jahre alt.

Das macht mich zum Weisheitszahn unter meinen Kommilitonen: Kommt spät. Versteht nicht so richtig, wo sein Platz ist. Stört dabei meistens. Und bezeichnet sich trotz dieses präsenilen Verhaltensmusters als weise.

In meinem ersten Post möchte ich auf meine Beweggründe eingehen (in meinem Alter bewegt man sich grundsätzlich nicht gerne, da muss jede Bewegung valide begründet sein) – warum aus einer vielversprechenden, internationalen Karriere als Werbestratege wechseln in das mit Sicherheit unterwürfigste Studium Deutschlands? Für diese schwere Entscheidung bin ich damals spontan nach Israel geflogen, um dort in der Wüste (bei En Ghedi) ohne Außeneinflüsse auf mein Aller-, Allerinnerstes zu lauschen: Das war in diesem Fall der in meinem Magen weiterfermentierende Hummus. Und ja, auch die erbarmungslos brennende Sonne (43° C!) kann man schon als äußeren Einfluss zählen, wenngleich sie ja auch die Gedankenfindung im Sinne der Selbsterhaltung gehörig beschleunigt hatte. Nach mehrstündigem Hummus-Brodeln & sengender Hitze entschied ich mich also felsenfest dafür, meine Immatrikulationsbescheinigung zum Zahnmedizinstudium wahrzunehmen. 

Warum also Zahnarzt werden? Dafür sprechen sowohl pragmatische als auch idealistische Punkte, die sich vor allem verdeutlichen, wenn man sie gegen einen Verbleib in einem „Irgendwas-mit-Medien“-Beruf aufwiegt:

  1. Zahnärzte arbeiten mit den Händen an, mit und in Menschen. Dabei zähmen sie Angstpatienten & reißen fluoridfeindlichen Eltern die Aluhüte vom Kopf. Das Endresultat hat man erst zwischen den Fingern und später vor Augen – im besten Fall in Form eines stolzen Lächelns. In anderen Jobs schubst man Pixel über den Bildschirm und schickt sie über den Verteiler raus – ohne zu wissen, was damit als nächstes geschieht.
  2. Zahnärzte helfen Menschen. Zahnschmerz ist die Rote Armee unter den Schmerzen, und eine unansehnliche Futterluke ist psychosozial extrem belastend. Als Zahnarzt verbessert man direkt das Leben seiner Mitmenschen. Andere machen durch ihr Endprodukt die Welt nicht wirklich besser, sie machen sie in Teilen sogar unerträglicher (z.B. aufstrebende Werbestrategen).
  3. Zahnärzte haben höhere Chancen auf die vielgepriesene Work-Life-Balance. Das Geld-Zeit-Verhältnis ist sicherlich nicht mehr das der 90er Jahre, aber man muss weder Hobbies noch Freunde vernachlässigen und kann sich bestenfalls trotzdem was auf die hohe Kante legen. In vermeintlich „cooleren“ Jobs muss man trotz 60-Stunden-Woche (plus das gelegentliche Wochenende) schauen, wie man über die Runden kommt. Der einzige Vorteil dabei ist, dass es kaum Zeit gibt das bisschen Geld auszugeben. Das zwingt einen auf der anderen Seite allerdings auch mit etwas Hinterlist die Agentur auch mal um ein paar Espressokapseln und Klopapierrollen zu erleichtern. Gott, war das traurig ...
  4. Zahnärzte wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Im Rahmen des Studiums findet eine umfangreiche, naturwissenschaftliche Grundausbildung statt. 80% aller „Medien“-Menschen dagegen haben dagegen leider nichts drauf außer Zahnbelag – sie sind eine etwas andere Art von Maulhelden.

Das sind nur wenige Punkte, die ich sicherlich in dem einen oder anderen Nebensatz in künftigen Posts ergänzen werde – kann ja nicht gleich mein ganzes Pulver auf einmal verschießen! Stay tuned, wie die jungen Leute heute so sagen!

Weise Grüße,

Moritz