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Zahniportal-Blog

Der Tag an dem ich beschloss Zahnmedizin zu studieren.

Vor genau 2 Jahren und 6 Monaten, dem 30.12.2010 beschloss ich Zahnmedizin zu studieren. Es war keine Blitzentscheidung. Mir war an dem Tag auch nicht bewusst, welche Entscheidung ich unterbewusst damals getroffen habe. Es war aber ein wichtiger Tag, denn es ist folgendes passiert:

 

Damals befand ich mich in einer Ausbildung zum Gesundheits-und Krankenpfleger und war felsenfest der Überzeugung unmittelbar anschließend einen Studienplatz in Humanmedizin zu bekommen. Schließlich hatte ich Vorkenntnisse, war hochmotiviert und lernbegierig. Zudem hatte im Gegensatz zu den meisten Abiabsolventen etwas Wichtiges verloren. Meine Naivität. Wenn das Schicksal in Form der ZVS also einen Begünstigten finden sollte, dann war es so gut wie sicher, würde ich es sein.

Natürlich kam es anders.

 

Eines hatte ich aber bis dahin wirklich begriffen: in den 2 Jahren Ausbildung hatte sich die Sicht auf den Beruf des Mediziners verändert. Ich konnte mit meiner Ausbildung nicht viel anfangen, denn sie hatte nichts, bzw. sehr wenig mit medizinischer Bildung zu tun. Ein langweiliges Dasein als Diener alter Schreckschrauben, die Dinge von einem Verlangen, die sich nicht selten komplett der Logik und pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse entziehen. Da es aber schon immer so gehandhabt worden ist, war es für sie vertretbar, z. B. Bepanthen auf frische Wunden zu schmieren; um nur eines dieser (Verw)Irrungen zu nennen. Natürlich darf man nicht alle Schwestern und Brüder über einen Kamm zu scheren, aber zumindest in meiner Situation war es mitunter ziemlich frustrierend.

 

Meinen aktuellen Pflegeeinsatz leistete ich in einer Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Genauer gesagt: dem OP. Für die, die es nicht wissen. In diesem MKG-OP arbeitet die Creme de la Creme. Ärzte, die doppelt approbiert haben müssen, sozusagen zweimal studiert haben: einmal Humanmedizin und einmal Zahnmedizin (nicht selten beides gleichzeitig).

 

Nachdem ich mich die 1. Woche als einen mehr oder weniger unsichtbaren, schränkeauffüllenden und für Sauberkeit sorgenden „Pflege-HiWi“ gegeben habe, konnte ich die 2. Woche schon den einen oder anderen Springerdienst übernehmen. Dabei stellte ich mich wohl geschickt an, sodass man mir viel zeigte und erklärte. Einer hat sich immer sehr bemüht, wahrscheinlich weil ich ihn an sich selbst erinnerte. Der Zufall wollte es eines Tages, dass ich zeitgleich mit ihm in einem OP war, bei dem er einer 85 Jährigen Frau eine Totalsanierung durchführen sollte. Als er mich sah, fragte er mich, ob ich ihm nicht gern assistieren wolle. Mein Herz begann zu klopfen: „Na klar“ sagte ich. „Dann zieh dich um und mach dich steril“, war seine kurze und zu meiner Überraschung ernst gemeinte Antwort. Schon bald stand ich neben ihm, in voller Montur mit Kittel, Mundschutz, sterilen Handschuhen und schaute in den Rachen einer bald zahnlosen alten Dame. Er reichte mir den Absauger und befahl mir, an von ihm gezeigter Stelle zu saugen. Anschließend reichte er mir eine Zange, nicht ohne mir zu zeigen wie man sie hält und führt und einen Zahn greift…

 

Dieses Erlebnis hat alles verändert.

 

Habt ihr solche oder ähnliche Schlüsselmomente erlebt? Oder seid ihr vor eurem Studium, einer, vielleicht sogar mehren frustrierenden Tätigkeiten nachgegangen?

 

Euer JR