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Zahniportal-Blog

Es ist fertig. Ich bin fertiger.

Links: Ich kurz nach meinem Schokoladeneis-Frühstück mit Koffeintabletten-Crumbles und Tage vor meiner Pharma-Prüfung.
Rechts: Fünf Wochen später. Das Bier schmeckt, ich habe einfach ein komisches Genuss-Gesicht.

Geschätzte Leser,

es ist fertig. Ich bin fertiger.

Das fordernde Zahnmedizin-Studium geht zu Ende mit einem absolut würdigen Endgegner, dem ca. 4-monatigen Staatsexamen mit seinen 16 herkulischen Prüfungen. Es war mein persönliches Squid Game - und ich weiß nicht einmal, was das bedeutet. Netflix & Co. hätte ich einfach kündigen können für das halbe Jahr.

Die letzte Prüfung liegt nunmehr fast einen Monat hinter mir und ich habe es erst jetzt langsam begriffen. Mein Gehirn war die Wochen darauf noch wie ein Spitzenleistungssportler, der von einem Tag auf den nächsten einen Bürojob gekriegt hat. Es will Wissen aufsaugen – während ich eigentlich nur endlich in aller Ruhe verdummen will. Ich wollte mich am liebsten die Woche nach der letzten Prüfung den ganzen Tag in einen Primark stellen und TikTok-Videos von tanzenden Ü30-Männern ansehen, aber die Nachwehen des Examens beinhalteten leider auch das Nachkommen zu vieler aufgeschobener Pflichten.

Rückblickend war es ein wilder Ritt voller Kurzanekdoten:

  • In fast jedem Fach wird die Diabetes abgehandelt, die ich mir in der Zwischenzeit fast selbst herbei gekinderriegelt habe. Ich habe in meinem Leben noch nicht so viel Zucker konsumiert um meinen grauen Schlabberhaufen, der sich ein Hirn schimpft, bei Stimmung zu halten. Das ist ja die Schande: es heißt Bulimie-Lernen, aber man wird fetter. Und unglücklicher. Man lässt sich gehen. Ich sah am Ende aus wie eine geschiedene Frau.
  • In zwei Fächern, Dermatologie und Mikrobiologie, wurde ich auf impetigo contagiosa geprüft – eine bakterielle Kinderhautkrankheit, an der ich ironischerweise zwischen den beiden Prüfungen tatsächlich selbst am Kinn erkrankte. Liebe Grüße an dieser Stelle an meine kleinen Neffen und ihre widerliche Hautbesiedlung. Danke für die Keimladung!
  • Wir mussten Erkrankungen en detail erlernen, die eine Prävalenz von rund 1:1.000.000 aufweisen. Sprich, eine Erkrankung, die in Deutschland 80 Leute betrifft – die sicherlich schon darüber von einem anderen Facharzt unterrichtet wurden und nicht auf eine Diagnose durch ihren Jungzahnarzt warten. Mann, hat uns das aufgeregt! Ich bin doch nicht Dr. House.
  • Unsere letzte Prüfung war im Fach der Pharmakologie. Der Endboss zum Schluss. Da gingen wir als Gruppe nur noch auf dem Zahnfleisch, mein Hauptnahrungsmittel wurden Koffein-Tabletten und mein Hirn hatte so ausgedient, dass ich sogar regelmäßig die Namen von Mitmenschen vergaß. "Blockade der Ergosterolsynthese durch Hemmung der 14-alpha-Demethylase (CYP51A1) durch Azol-Antimykotika" ist einfach griffiger als "Jonas".

Was unsere gemeinsame Examensgruppe zusammenhielt war der Humor. Wir haben für jedes Fach via GoogleDoc gemeinsame Zusammenfassungen gebastelt und darin Witze eingebaut als Lernstützen. Das ist der einzige Tipp, den ich wirklich mitgeben kann an zukünftige Kandidaten. Der Rest ist einfach Kampf & Glück.

Was jetzt kommt, ist noch offen. Aber ich schreibe diese Zeilen an einem Pool in Miami. Und das ist erst einmal sehr okay so.

Weise Grüße,
Moritz