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Zahniportal-Blog

Ins kalte Wasser geworfen.

Im Leben eines Klinikstudenten gibt es so einige Dinge, an die man sich nur schwer gewöhnen kann.

 

Zum Ersten ist es der Patientenkontakt. Die ersten Tage am Patienten sind natürlich ultraaufregend und du würdest dich am liebsten in einer Ecke zusammenrollen & hoffen, dass dich keiner findet, weil du dich so unfähig fühlst. Die sechs Semester davor hätte man ja mal von irgendwem darauf vorbereitet werden können! Irgendwer hätte doch vorher auf die Idee kommen können, uns die essentiellen Dinge für den Behandlungsalltag beizubringen! Denn nur Kronenpräppen und Füllungen legen ist ja leider bei Weitem nicht alles.

Ich war schon immer der Meinung, dass wir im Zahnmedizinstudium, ähnlich wie die Humanmediziner, Vorlesungen über Psychologie und Soziologie bräuchten. Denn kein anderer Berufsstand prägt die Menschen so sehr wie unserer.

 

Foto: djd & KarstadtQuelle Versicherungen

 

Zahnarztangst ist ein weit verbreitetes Phänomen. Als Anfänger guckt man da erstmal wie ein Auto, wenn da einer vor dir sitzt, der dein Vater sein könnte, und vor Aufregung Pippi in den Augen hat! Wie geht man damit um?

Ich persönlich sag dann immer: „Seh ich etwa so angsteinflößend aus?“ Und da ich trotz meiner 22 Jahre wie 17 ausseh, beruhigen sich die meisten da schon ein wenig.

Auch ist es sehr eigenartig, einem erwachsenen Menschen erklären zu müssen, wie man sich richtig die Zähne putzt, da er oder sie dies die letzten 40 Jahre offensichtlich falsch gemacht hat. Darauf wird man auch nicht vorbereitet.

 

Wenn dazu noch ein Assistent kommt, der dir permanent das Gefühl vermittelt, du wärst der größte Volltrottel, den diese Welt jemals hervorgebracht hat, keine konstruktive Kritik übt und dich sowieso die meiste Zeit mit deinen Problemen allein lässt, ist das Verzweiflungschaos perfekt.

 

Ich habe echt manchmal Phasen, an denen ich nicht in die Uni möchte. An diesen Tagen hätte ich gern Kunst studiert und würde Zahnklinik Zahnklinik sein lassen. Da frage ich mich, ob ich diesen Frust und diese Selbstzweifel mein Leben lang mit mir tragen werde oder ob das nur studiumsbedingt so ist. Weil ich nicht den Ton angeben kann sondern mich Leuten beugen muss, die die Autoritätspeitsche geil finden.

 

Puh, hier muss ich erstmal einen Cut machen, da ich mich grad zu sehr in Rage geredet hab. Sorry, Leute.

 

Bitte jetzt keine Panik aufkommen lassen! Die meisten Tage ist dieses Studium so erfüllend und sinnvoll, wie ich mir das vorgestellt habe.

Und wenn nach einem langen Tag ein Patient, der mit Schmerzen kam, mit einem Lächeln meine Box verlässt, ist der ganze Unistress es wert gewesen.

 

Alles wird gut,

euer Boxenluder :)